Im Herzen von Europa die Europäische Union entdecken. Mit diesem Motto begaben sich 29 Schülerinnen und Schüler der Q2 vom 07. bis 09. Januar auf europäische Entdeckungsreise nach Brüssel. Die Fahrt wurde von der Europäischen Akademie Nordrhein-Westfalen durchgeführt, die uns auch einen Begleiter zur Seite stellte.
Vor Ort die EU-Institutionen zu erkunden und das Zusammenspiel zwischen EU-Parlament und EU-Kommission zu verstehen, standen bei den Besuchen im Parlament und der Kommission im Mittelpunkt. Die Vorträge und Gespräche mit den Mitarbeitern waren gerade aufgrund der erst kürzlich beauftragten neuen EU-Kommission sehr interessant, da wir auch einige Einblicke und Insiderinformationen zu der Findung und Beauftragung der neuen Kommission bekamen. Aber auch die zugegeben recht komplizierte Arbeitsweise des Parlaments und der Kommission wurden uns nahe gebracht und von Beamten der EU-Kommission detailliert und verständlich erklärt.
Außerdem hatten wir die Möglichkeit mit einem Abgeordneten des EU-Parlaments zu sprechen und ihm unsere Fragen zu stellen. Da wir den Abgeordneten Axel Voss getroffen haben, bezogen sich unsere Fragen besonders auf die von ihm angestrebte Urheberrechtsreform, deren Artikel 13 und 17 deutschlandweit für große Proteste sorgten. Herr Voss nahm sich viel Zeit unsere Fragen zu beantworten und seine Urheberrechtsreform zu erklären, nicht ohne dabei auch Kritik an der Bevölkerung und besonders den Medien zu üben, da er uns zu Beginn recht schnell klar machen wollte, dass wir „Opfer einer Desinformationskampagne der Medien“ seien. Vor unserem Gespräch mit Herrn Voss haben wir uns noch seinen Arbeitsplatz, den Plenarsaal des Europäischen Parlaments angeschaut. Doch nicht den großen Saal mit den blauen Stühlen und Tischen, den ihr sicher aus den Nachrichten kennt, denn dieser Saal ist in Straßburg dem Hauptsitz des EU-Parlaments. Der mindestens genauso große Saal in Brüssel wird nur für Ausschusssitzungen benutzt, denn die Hauptarbeit des EU-Parlaments findet in Brüssel statt. Nur einmal im Monat müssen alle Abgeordneten und Mitarbeiter nach Straßburg umziehen, wenn sich dort alle Abgeordneten zur Vollversammlung treffen.
Deutlich ruhiger ging es am nächsten Tag bei unserem Besuch im Haus der Europäischen Geschichte zu, das uns auf spannende und moderne Weise die Geschichte Europas und der EU näherbrachte. Ausgestattet mit Tablets durften wir 90 Minuten die Ausstellung erkunden, was definitiv viel zu wenig Zeit war. Denn das Haus der Europäischen Geschichte ist kein klassisches Museum, indem nur historische Objekte ausgestellt und mit Hinweistafeln erklärt werden, sondern transportiert auch über Erzähltexte und Videos Informationen und die Atmosphäre der damaligen Zeit. Bei unserem Besuch des Ausschusses der Regionen und des Wirtschafts- und Sozialausschusses durften wir in einem richtigen Konferenzsaal sitzen und uns von zwei Ausschussbeamten die Aufgaben der eher unbekannten EU-Ausschüsse erklären lassen. Die Kopie einer realen Tagesordnung und einer vom Ausschuss verfassten Stellungnahme gaben uns das Gefühl in einer wirklichen Sitzung der Ausschüsse zu sitzen.
Wie die Nachrichten aus Brüssel zu uns kommen, haben wir uns
am letzten Tag im ZDF-Studio in Brüssel angeschaut. Das Studio ist in einem
älteren Reihenhaus „versteckt“ und von außen gar nicht als Fernsehstudio
erkennbar. Dort haben wir unter anderem erfahren, dass die Politiker, wenn sie
live aus dem Studio in den heute-Nachrichten interviewt werden sollen, in den
Keller gehen müssen, da sich dort das Studio mit der ganzen Technik befindet. Kurz
bevor es dann wieder zurück nach Dormagen ging, haben wir in der Mittagspause
noch mit einigen Schülern und Schülerinnen das Parlamentarium besucht. Das
Parlamentarium ist ein Museum, das sich besonders auf das EU-Parlament und
seine Geschichte fokussiert.
Als letzte Stärkung vor der Abfahrt haben wir in der Landesvertretung
Nordrhein-Westfalens während eines Vortrags über eine etwas andere Art von
Lobbyarbeit noch Kaffee und Apfelsaft genossen.
Neben dem offiziellen Programm hatten wir natürlich auch etwas Freizeit, in der wir Brüssel und natürlich typisch belgisches Essen entdecken konnten. Unser Stadtführer hatte uns am ersten Nachmittag so viele Restauranttipps gegeben, dass wir uns gar nicht alle merken und ausprobieren konnten.
Laut der ersten Rückmeldungen war diese Fahrt ein voller Erfolg, da uns die Europäische Union auf praktische Weise nähergebracht und erklärt wurde. Nicht nur, weil wir die ganzen Orte aus den Nachrichten besucht haben, sondern gerade weil wir durch die Gespräche mit den Menschen, die dort arbeiten, einen ganz neuen Eindruck von der Arbeit in der EU bekamen. Aber es wurde auch deutlich, dass die Europäische Union zu komplex ist, um sie mit unserem straffen Programm in drei Tagen vollständig zu entdecken.
Im Übrigen können Sie, liebe Leserinnen und Leser, diesen Artikel als Live-Bericht ansehen, da ich bereits während unseres Besuches in der EU-Kommission begonnen habe ihn zu schreiben und auf der Rückfahrt fertigstellte.
Lukas Quack (Q2)