Die Theater-AG der Oberstufe brachte Hauptmanns „Die Ratten“ auf die Bühne

In diesem Jahr nahm sich die Oberstufentheater-AG unserer Schule Einiges vor – sie brachten ein Stück auf die Bühne, welches die grauenhaften Lebensbedingungen mitsamt allen sozialen, durch die industrielle Revolution hervorgerufenen Probleme mitten in einer ehemaligen Kavallerie-Kaserne in Berlin verhandelt: Die Ratten nach Gerhard Hauptmann.

„Horchen Se ma, wie det knackt, wie Putz hinter de Tapete runterjeschoddert kommt! Allens is hier morsch! Allen faules Holz! Allens unterminiert, von Unjeziefer, von Ratten und Mäuse zerfressen!“

In diesem Jahr nahm sich die Oberstufentheater-AG unserer Schule Einiges vor – sie brachten ein Stück auf die Bühne, welches die grauenhaften Lebensbedingungen mitsamt allen sozialen, durch die industrielle Revolution hervorgerufenen Probleme mitten in einer ehemaligen Kavallerie-Kaserne in Berlin verhandelt: Die Ratten nach Gerhard Hauptmann.

Mit einem dem Naturalistischen entsprungenem Bühnenbild überzeugten sie das Publikum von Sekunde eins an und holten es in den Bann eines Berlins des 19. Jahrhunderts.

Sie zeigten dem Publikum, dass die bisher herrschende Unterscheidung zwischen „e“ (ernsthafter) und „u“ (unterhaltender) Literatur für sie keineswegs zwei Pole darstellten und so bespielte das dreizehnköpfige Ensemble über knapp drei Stunden die Schicksale aller im Mietshaus Wohnender und zeigte ihre düsteren Lebensverhältnisse, ohne dabei an Witz zu sparen:

Das Publikum lernte unter anderem das schwangere Dienstmädchen Pauline Piperkarcka (Jana Senow) kennen, welche ihr ungewolltes Kind an Frau John (Alexia Sauer), die Putzfrau der Hassenreuthers (Max Lampert und Daniela Reckziegel), verkaufen wollte. Frau John wiederum tauschte, sehr zum Misstrauen ihres Mannes (Tobi Schaaf), Paulines Kind mit dem todkranken Kind der drogensüchtigen Sidonie Knobbe (Salma Lahlou) aus. Diese verzwickte Lage, hervorgerufen durch die ärmlichen Verhältnisse aller Akteure, bauschte sich immer weiter auf; die Figuren wurden bis ans Äußerste getrieben.

Das gesamte Ensemble funktionierte und brillierte auf ganzer Ebene: Sie überzeugten durch enormes schauspielerisches Können, übertrafen sich selbst, indem sie im stärksten Berliner Dialekt dem Prinzip der Milieutreue folgten, und bespielten mit Bravour eine geschickte Kombination aus der thematischen Ernsthaftigkeit und sehr guter, humorvoller Unterhaltung. So gelang es dem Ensemble, das Publikum zu belehren, zu unterhalten und vor allem eins – zu überraschen: Mit einem besonderen Gastauftritt verblüfften unter anderem auch die wuselnden kleinen Ratten, Statisten aus der Jahrgangsstufe 5. Auch das durchdachte Catering, welches bis zur echten Berliner Currywurst reichte, rundete diesen wundervollen Theaterabend ab.

Gerhard Hauptmanns „Die Ratten“ war die zwanzigste und auch letzte Inszenierung von Theaterpädagogin Nicole Kassanke und von Susanne Rosier, die sich wie immer in liebevoller Detailarbeit um das Bühnenbild gekümmert hat. Mit dieser wirklich gelungenen Inszenierung endet damit eine Ära am Leibniz-Gymnasium.